Interview mit Maren Brand und Christina Lobe

YSM: Herzlichen Dank, dass ihr beide etwas Zeit für ein kleines Interview für das Yoga Style Magazin habt.

YSM: Wir stellen in unserem Magazin gerne Sach- und Fachbücher vor. Da gibt es natürlich zu den unterschiedlichsten Yoga Stilen und Yoga Techniken eine große Anzahl an Büchern auf dem Markt. Euer Buch“ Yoga Lehren“ richtet sich an Yogalehrer.

In euren „sieben Schlüsseln für guten Yogaunterricht“ gebt ihr ein wahnsinniges Wissen an eure Kolleginnen weiter und glänzt mit einem großartigen Portfolio an Erfahrungen und Hintergrundwissen. Was hat Euch dazu bewegt, dieses erste gemeinsame Buch zu gestalten?

Tina: Immer wieder fragten Teilnehmer*Innen nach den Yogalehrerausbildungen nach Literatur und Quellen zu den Inhalten des Trainings. Daraus entstand die Idee, all das, was ich in den Trainings vermittle, in kompakter und zusammengefasster Form niederzuschreiben.

Maren: Als Tina mir von ihrer Idee erzählte, war ich sofort Feuer und Flamme. Wir kannten uns schon seit unserer ersten Yogalehrer-Ausbildung und unsere Wege haben sich immer wieder gekreuzt. Da ich viele Jahre Yogabuchprojekte betreut habe, reizte es mich, nun selbst und in Zusammenarbeit mit Tina ein eigenes Werk zu schaffen und die Liebe zum Yoga lehren in ein Buch zu bringen.

 

YSM: In jedem Kapitel findet sich auch immer eine Rubrik mit „Arbeitsblättern“, die ich sehr spannend finde, wenn man sich und seinen Unterricht und seinen Yogaweg erfahren und überprüfen möchte. Habt Ihr diese Fragen zusammen erarbeitet? Sie sind so hintergründig und auf den Punkt genau auf den „Schlüssel“ des jeweiligen Kapitels abgestimmt. Wie seid ihr an dieses Konzept zur eigenen Nabelschau, wie ich dies nun nennen möchte, gekommen?

Yoga ist ein Weg der Selbsterforschung und Reflexion besonders wichtig für YogalehrerInnen. Wir wollen jede Lehrerin immer wieder ermutigen ihre ganz eigene Stimme zu finden. Wir benötigen keine Klone, sondern das besondere Geschenk und Talent, dass jeder einzelne individuelle teilen und geben kann. Daher bieten wir neben Fakten und Struktur immer wieder Raum zum Erarbeiten der eigenen Ideen und Ausdrucksweise.

 

YSM: Viele Ausbildungsmöglichkeiten und wenig festgelegte Qualitätsstandards bietet der deutsche, aber auch internationale Yoga-Markt an. Welche Standards und Inhalte vermisst ihr bei den derzeitigen Anbietern?

Das ist eine große Frage. Yoga ist kein geschützter Begriff und daher kann jeder sein Angebot Yoga nennen, egal ob es nun wirklich die Komplexität und Fülle der Tradition aufgreift. Uns bedeutet Yoga sehr viel. Daher wünschen wir uns Klarheit in Bezug dazu, dass Yoga eine spirituelle Praxis ist, der eine Philosophie zu Grunde liegt. Damit Yoga wirklich für jeden geeignet und gesund ist, halten wir auch eine gute physische Ausrichtung für unabdingbar. Grundsätzlich ist es wundervoll, dass es so viele Varianten und Interpretationen gibt, in denen sich die Menschen wiederfinden können.

 

YSM: Was empfehlt ihr euren Ausbildungsschülern auf dem Weg zur eigenen Praxis als Yogalehrer?

Wir betonen die Wichtigkeit die eigene Praxis lebendig zu halten. Sie ist die Quelle für deinen Unterricht. Wir erinnern uns auch noch sehr gut an die Aufregung vor unseren ersten Klassen. Hier können wir jedem nur raten einfach loszulegen. Im achtsamen Dialog mit den SchülerInnen lernst du enorm viel für deinen Weg. Und so lernen wie letztendlich nie aus.

 

YSM: Euer zweites Buch „Yoga Leben“ ist als Ergänzung zum ersten Buch zu sehen. Es steht aber auch alleine als „Standardwerk für Yogalehrer“, wie wir finden.

 

Verlag: THESEUS
ISBN: 9783958834392

Ihr schreibt in eurem Vorwort, dass nach Vollendung des ersten Bandes „Yoga lehren“ noch so viel mehr an Inhalten und Themen in euch waren, das ein zweites Buch folgen musste. Würdet ihr eine Reihenfolge empfehlen, wenn man eure Bücher noch nicht kennt?

 

Verlag: THESEUS
ISBN: 9783958832961

Wir würden tatsächlich mit dem ersten Buch „Yoga Lehren“ beginnen. Das zweite Buch „Yoga Leben“ steht für sich und ist trotzdem eine Verfeinerung des ersten.

 

YSM: Was hat euch geholfen, alle Punkte zu erfassen, um die „fünft Aspekte des Yogalehrens“ zu erarbeiten, sie verständlich zusammen zufassen und nichts außer Acht zu lassen?

Bestimmt hat uns unsere gemeinsame Erfahrung geholfen. Das ist das Großartige daran ein Buch zu zweit und in ständigem Austausch zu schreiben. Der Erfahrungsschatz ist größer und durch lange Gespräche kondensiert quasi der Inhalt, so dass wir vieles gut auf den Punkt bringen konnten. Trotzdem ist das Feld des Yoga und Yogalehrens so groß und weitreichend, dass neben den Aspekten noch mehr Details Bestand hätten.

 

YSM: Welche Lehrer haben Euch inspiriert und welche Ereignisse haben Euch euren Weg des Yogas gezeigt?

Maren: Meine erste Yogastunde erlebte ich 2003 am Strand in Spanien. Es war für mich Liebe auf den ersten Blick und seitdem habe ich das große Glück, von vielen guten Lehrern zu lernen. Zentral war für mich die Begegnung mit meinem ersten Lehrer Randall O’Leary in Thailand. Auch Elena Brower ist eine wichtige Lehrerin für mich. 
Ich habe mir viel Zeit gelassen auf meinem Weg, viel Zeit genommen für die Praxis, viel geforscht und ausprobiert. Letztendlich habe ich beim Anusara Yoga mein Yoga zu Hause gefunden.

Christina: Ich bin sehr dankbar von so vielen Lehrer*Innen gelernt zu haben und immer noch weiter lernen zu dürfen. Da ich mich von Anfang an im Anusara Yoga zu Hause gefühlt habe, bin ich v.a. den (auch ehemaligen) Anusara Lehrern sehr verbunden. Um hier einige Nahmen zu nennen: Todd Tesen, einer meiner ersten Lehrer; Sianna Sherman, eine Meisterin im Theming und unglaublich bestärkend; Andrea Boni ein Herzensfreund und Lehrer und Sally Kempton, die meine Meditationspraxis maßgeblich beeinflusst hat.

 

YSM: Im Buch „Yoga lehren“ geht es ja hauptsächlich darum, sich seiner Aufgabe und seinem Weg als Lehrer bewusst zu werden. Seine Bestimmung und seinen Identität als Lehrer zu erkennen und zu stärken. Im zweiten Buch „Yoga leben“ sind es Tipps für Stundenaufbau, Konzept und Erstellung von Workshops, Marketingtools.

Was hat Euch gefehlt, als ihr eure erste Ausbildung abgeschlossen hattet?

Eine 200 Stunden Grundausbildung ist ein wundervoller Anfang und doch erst ein kleiner Samen, der gesät wird. Obwohl wir beide sagen würden, im Yoga angekommen zu sein, sind wir uns bewusst darüber, wie weit und tief der Weg uns noch führen darf. Wir können nur jedem raten, das beständige Lernen und die Bereitschaft zu wachsen anzunehmen. So wird das YogalehreInnen Dasein zu einem erfüllenden (Lebens-) – Weg.

 

YSM: Was würdet ihr unseren Lesern empfehlen, die sich mit der Idee befassen, eine Yogalehrer-Ausbildung zu machen?

Hör auf deinen Ruf! Schau dir unterschiedliche Klassen und Lehrer an. Mit welchem Stil und/oder LehrerIn gehst du in Resonanz? Lass dir Zeit für deine Entscheidung.

 

YSM: Vielen Dank für das Interview!

Interview: Ilka Koch