Wenn die Achtsamkeit etwas Schönes berührt, offenbart sie dessen Schönheit. Wenn sie etwas Schmerzvolles berührt, wandelt sie es um und heilt es.
– Thich Nhat Hanh
Der Alltag zieht so schnell an uns vorbei. Die Arbeitsstrukturen haben sich enorm verändert in den letzten Jahren. Die Chefs erwarten viel, die Arbeitstage sind so lang wie es uns eigentlich nicht gut tut, der Konkurrenzkampf fordert sein Übriges. Das Familienleben fordert, sodass wir oft an unsere Grenzen kommen. Mütter sind gestresst wie nie zuvor, Väter können schon lange niemandem mehr gerecht werden. Wir befinden uns im Dauerzustand von Hetze, Schnelligkeit und Stress. Beziehungen werden ausgetauscht, sobald sich erste Risse in den so verliebten Gefühlen breit machen. Und unsere Kinder sind so in Eile vom Klavierspielen zum Sporttraining zu kommen, sodass uns eine regelrechte Unachtsamkeit von Kindesbeinen an begleitet.
Doch genau das rächt sich irgendwann. Die Schnelllebigkeit, die sich in jungen Jahren noch gut anfühlt und uns nichts ausmacht, solange wir fit sind holt uns im älter werden ein. Sobald wir älter werden, bzw. sobald sich unser System mit eigentlich ganz anderen Dingen beschäftigen muss als von Termin zu Termin zu hetzen kommen wir nicht mehr gut zurecht. Wir fange an zu schwimmen, von Termin zu Termin. Von Verabredung zur nächsten. Wir bekommen kaum mit, was um uns herum passiert, ganz zu schweigen davon, was in unserem Körper passiert.
Uns fehlt Achtsamkeit im Alltag
Achtsam durch das Leben zu gehen ist wichtig. Schon in jungen Jahren sollten wir damit beginnen. Uns selbst wirklich wahrzunehmen, anstelle von sich treiben lassen. Ganz bewusst zu leben, anstelle von in einem Strudel der Möglichkeiten alles mitzunehmen und das Meiste davon gar nicht zu brauchen.
Es ist ja nicht so, das wir keinen Spaß haben sollen. Ganz und gar nicht.
Aber der Spaß sollte so achtsam wahrgenommen werden, das wir lange davon zehren können.
Wenn wir bewusst mit uns und dem Leben um uns herum umgehen können wir es viel mehr genießen.
Durch das bewusste Wahrnehmen von Emotionen, von Geschehnissen, von Dingen die wir tun und Worten die wir sagen die Zeit die wir zum leben zur Verfügung haben eine ganz Besondere wird. Wir haben die großartige Möglichkeit eine heilsame und achtsame Lebensweise zu wählen und unser Leben so mit ganz neuen und vollkommen klaren Augen zu betrachten.
Ein achtsamer Umgang mit Dir selbst und mit den Lebewesen um Dich herum hilft Dir nicht nur dabei alles bewusst wahrzunehmen, sie hilft Dir auch dabei:
– Stress zu verringern
– Emotionen besser einschätzen zu können
– Deine Lebenszufriedenheit zu erhöhen.
– Deinen Körper besser kennenzulernen.
Und das Unglaubliche ist, wir können es jederzeit – egal wann und egal wo – praktizieren. Wir brauchen keinen besonderen Raum oder besondere Zeit. Wir können einfach HIER und JETZT loslegen. Achtsam sein.
Natürlich ist das – wie alles andere im Leben auch – Übungssache. Du stellst Dich nicht einfach hin und nimmst ganz plötzlich beim Teetrinken wahr, wie Teetrinken sich wirklich anfühlt. Aber je öfter wir üben, desto leichter fällt es uns achtsam durch dieses einzigartige Leben zu gehen.
Wir können üben mit ganz alltäglichen Dingen. Beim Abwaschen, beim Gehen, im Sitzen, beim Arbeiten, beim Faulenzen oder in Gesprächen mit anderen. Bei allem können wir üben genau an das zu denken, was wir gerade tun und nicht an das was später stattfinden wird oder was wir davor getan haben. Wir können üben, genau das wahrnehmen und tun was JETZT ist.
Viel zu oft läuft unser System genau andersherum. Wir tun etwas und sind mit den Gedanken schon ganz woanders. Das ist nicht nur ungemein anstrengend für unser Energiesystem, es bringt uns auch um den Zustand des im Jetzt – Seins. Wir denken in der Vergangenheit oder in der Zukunft herum, ohne die Gegenwart bewusst wahrzunehmen und genau das können (und sollten) wir mit einfachen Tools verändern. Mit Achtsamkeit den Alltag zu leben bringt uns Energie die wir brauchen. Mit Achtsamkeit den Alltag zu leben fühlt sich gut und befreiend an, denn ganz plötzlich ergeben sich neue Blickwinkel, die wir sonst gar nicht wahrgenommen hätten.
Versucht es aus. Es lohnt sich!
- Bewusstes Atmen
Setze Dich in den Meditationsstitz oder lege Dich auf einer Matte auf den Rücken. Atme ein paar Atemzüge durch die Nase ein und aus und nimm ganz bewusst wahr, wo die Atemluft an der Nase einströmt und ausströmt. Spüre die sanfte Berührung in der Nase, wenn frische Atemluft einströmt und wenn warme Luft ausströmt. Wenn das gut klappt, dann nimm wahr, wo Du im Körper hinatmest (Brustkorb, Bauch, Rücken, Seiten…) und spüre bei jedem Atemzug wie die Atemluft an die Stelle im Körper fließt, wo Du sie gerade hinschickst und nimm ganz bewusst wahr, wie sie wieder aus der Nase raus fließt. Bleibe bei dieser Technik einige Minuten täglich. Nimm Dir ganz bewusst Zeit dafür.
- Bewusstes Wahrnehmen des Hungergefühles
Diese Übung ist gar nicht so einfach, denn viele von uns haben im Laufe des Lebens verlernt, Hunger wahrzunehmen. Wir essen, weil es Zeit ist, oder weil Essen eben da steht, weil gerade Pause ist oder weil wir denken, Hunger zu haben. Aber ganz bewusst wahrnehmen ob und wie groß der Hunger ist, das tun wir leider viel zu selten. Nimm Dir einen Tag in der Woche vor, ganz bewusst zu essen wenn du Hunger hast und nur dann. Ganz bewusst wahrzunehmen wie groß der Hunger ist und eine entsprechende Menge an Nahrungsmitteln zu Dir zu nehmen. Und nur die. Nicht mehr und nicht weniger. Exakt so viel Nahrung, bis Dein Hunger gestillt ist. Dies hört sich ganz einfach an (ist es eigentlich auch ) aber eben nur, wenn wir wirklich bewusst wahrnehmen und achtsam mit unserem Körper umgehen können. Sobald wir dieses Hungergefühl wieder wahrnehmen können wir es gut in den Alltag integrieren. Das fühlt sich nicht nur gut an, es hilft uns auch unserem System entsprechend zu essen. Es gibt Energie weil unser Körper nicht Energien verschwenden muss, Nahrung zu verstoffwechseln, die er eigentlich gar nicht braucht.
Probier es aus! P.S. langsam kauen hilft!
- Bewusstes Leben in Situationen die Dich berühren
Es gibt Dinge, die Dich emotional berühren. Die Dich stressen oder die Du gern tust. Manchmal ist es jedoch so, das wir nur denken das uns etwas stresst und eigentlich tut es das gar nicht. Denn unsere Emotionen hängen oftmals in der Vergangenheit. Wir erleben Dinge und prägen uns das Gefühl dazu ein. Dieses holen wir dann zu Gegebenheiten wieder raus ohne darüber nachzudenken. Das passiert ganz automatisch. Aber es kann durchaus sein, das Du Dir in jungen Jahren eingeprägt hast, TV gucken macht Dich glücklich. Du im Laufe der Zeit aber ein ganz anderes Gefühl dazu entwickelt hast, ohne darüber nachzudenken. Jedes Mal dann wenn Du Dir etwas Gutes tun willst, setzt Du Dich vor den Fernseher und schaust einen Film. Gehst danach aber total unentspannt ins Bett und weißt gar nicht warum. Und genau da setzt Achtsamkeit ein. Achte darauf, ob es sich wirklich gut anfühlt und nicht nur der Gedanke daran. Achte in dem Moment in dem Du entscheidest darauf, wie Du Dich fühlst und was zu Dir passt. In JETZT und nicht im Gestern oder morgen oder im nebenan oder gegenüber. Denn es ist vollkommen egal, ob es früher das genau Richtige war oder ob Dein Partner oder die Freundin es für Richtig halten. Einzig zählt, wie Du Dich dabei fühlst.
Namastè Deine Sunita
Text: Sunita Ehlers
Sunita Ehlers
Yogaleherin und Bloggerin über Yoga, Ayurveda und gesunde Ernährung
Ayurveda Lifestyle Coach (Ernährung, Yoga, Atmung und Lifestyle)
www.yogareich.de