Logosynthese, Yoga und Spiritualität – alles ist verbunden

 

„Alles ist Energie, und dazu ist nicht mehr zu sagen. Wenn du dich einschwingst in die Frequenz der Wirklichkeit, die du anstrebst, dann kannst du nicht verhindern, dass sich diese manifestiert.”                    Albert Einstein 

 

Immer wenn ich über Logosynthese rede, werde ich sofort gefragt, was das ist. Gut, ich erkläre es sofort, aber vorwegschicken will ich, dass die Logosynthese-Philosophie perfekt mit regelmäßiger Yogapraxis und Spiritualität harmoniert. Logosynthese ist eine innovative Methode zur Heilung und persönlichen Entwicklung. Der erfahrene niederländische Psychotherapeut Dr. Willem Lammers mit Sitz in der Schweiz hat die Logosynthese 2005 erfunden und seitdem beständig weiterentwickelt.

Nach dem Modell der Logosynthese werden unangenehme Erfahrungen, belastende Erinnerungen und die entsprechen­den erstarrten Reaktionen in einem persönlichen Energiefeld gespeichert. Ähnliche Ereignisse, Situationen oder Personen reaktivieren diese einschränkenden Muster fast automatisch. Die Arbeit mit Logosynthese setzt die im Problem ge­bundene Energie wieder frei: Das Aussprechen spezifischer heilender Sätze löst belastende energetische Strukturen auf.

Muster, die du in jungen Jahren entwickelst, ermöglichen es dir zu überleben und Sicherheit im Umgang mit den Gefahren der Welt zu schaffen. Später bleibt dein Fühlen, Denken und Verhalten oft innerhalb der Grenzen, die du bereits kennst. Die Anwendung der Logosynthese in der sicheren Umge­bung einer soliden Arbeitsbeziehung hilft dir, erstarrte Mus­ter zu erkennen, sie loszulassen und einen Raum zu schaffen, in dem sich ein neues Leben entwickeln kann. Du wirst lernen, wie du dich über störende Erinnerungen, beängstigende Fantasien und einschränkende Überzeugun­gen hinausbewegen kannst. Quälende Bilder und Symptome werden entkräftet und du bist augenblicklich erleichtert. So können sonst langwierige therapeutische Prozesse mit einfachen Worten beschleunigt werden.

 

Die konkreten Logosynthese-Methoden überzeugten mich seit 2016 durch ihre Effizienz. Die Veränderungsprinzipien fand ich einleuchtend. Aber das gesamte Logosynthese-Modell mit seiner spirituellen Dimension zu erfassen ist ein längerer Prozess. Vor einem Jahr, ja noch vor wenigen Monaten war es mir immer sehr wichtig, auf meine wissenschaftliche Orientierung hinzuweisen und zu behaupten, dass ich mit Spiritualität wenig am Hut hätte. Mittlerweile sehe ich den Widerspruch zwischen beiden nicht mehr. Meine Yogapraxis hat mir dabei geholfen, meine Spiritualität zu definieren und mich vollständig auf die Logosynthese einzulassen. Das Modell, die Veränderungsprinzipien und die Methoden gehören zusammen und ohne Klärung der eigenen spirituellen Haltung kommt man mit Logosynthese an seine Grenzen.

Einerseits möchte ich in Grundzügen die Entwicklung der spirituellen Dimension der Logosynthese darlegen und dazu veranschaulichen, wie ich mich ihr nähern und meinen Widerstand gegen Spiritualität ablegen konnte. Es gibt eine Verbindung zwischen meiner Entwicklung mit Logosynthese, meiner intensiveren Yogapraxis und der bewussten Akzeptanz meiner Spiritualität. Sonst schreiben wir gerne über Fallbeispiele aus der Praxis. In Verbindung mit Spiritualität halte ich das nicht für legitim, da es sich um eine ganz persönliche Angelegenheit handelt.

Um zu verstehen, was Logosynthese ist, sind die vier Grundannahmen der Logosynthese wichtig, die sich mit jeder Anwendung als immer tiefgründiger entpuppen:

–     Wir sind Lebensenergie.

–     Die Lebensenergie ist entweder erstarrt oder im Fluss.

–     Die Lebensenergie gehört entweder zu dir oder ist nicht deine.

–     Worte bringen Energie in Bewegung.

Vor dem Aussprechen der Sätze, die mit dem Auslöser des Leidens verbunden sind, muss ein tragfähiges Arbeitsbündnis zwischen Therapeuten und Klienten geschaffen werden. Und erst, wenn deutlich herausgearbeitet wurde, was den Klienten in seiner Entwicklung hemmt, kommen sie zum Einsatz. Meist sind es körperliche Wahrnehmungen, Glaubenssätze oder Fantasien. Eine Spaltung des Ichs in verschiedene Teile ist der Normalfall. Die einzelnen Teile kann man sich vorstellen wie Statuen in seinem persönlichen Museum, auf die wir meist reagieren, als wären sie real. Das ist aber nicht der Fall. Sie verzerren die Wahrnehmung der realen Umgebung in der Gegenwart. Die gespaltenen Teile lassen sich wieder zusammenfügen bzw. das persönliche Museum ausräumen. Das ist Logo(s)=(Wort) – Synthese=(zusammenfügen): mit Worten zusammenfügen. Durch seine über 40-jährige Erfahrung als psychologischer Psychotherapeut hat Dr. Willem Lammers als Kind seiner Zeit auch viele andere Konzepte der begleiteten Veränderung synthetisiert mit einfließen lassen.

2018 erhielt er für seinen Beitrag, die Entdeckung und Weiterentwicklung der Logosynthese, den renommierten ACEP Award auf dem Gebiet der Energiepsychologie. Aber schon 15 Jahre zuvor wusste er, dass sich seine wissenschaftliche Ausbildung auf die Biologie und Psychologie des Menschen beschränkte, auf Konzepte fürs Fühlen, Denken und Verhalten. Durch die Energiepsychologie, das war bei ihm Liebe auf den ersten Blick, lernte er, dass

  1. es ein System subtiler Energie im und um den menschlichen Körper gibt,
  2. das System in vielen Heilungsmodellen bereits seit Jahrtausenden bekannt ist,
  3. die Energie in diesem System im Fluss sein kann oder blockiert,
  4. unser gesamtes Energiesystem aus dem Gleichgewicht geraten kann und
  5. unser körperliches, emotionales, geistiges und spirituelles Wachstum direkt an die Qualität dieses Energieflusses gekoppelt ist.

Diese fünf Punkte würde sicherlich auch jeder Yogalehrer bejahen. Logosynthese enthielt seit ihrer Entdeckung eine horizontale Dimension mit biologischen und psychologischen Aspekten. Sie beziehen sich auf die Erfüllung körperlicher und geistiger Bedürfnisse auf der Erdoberfläche. Dazu sind wir nun auch energetische Wesen. Aber etwas fehlte Willem Lammers immer noch, denn er war schon immer überzeugt, dass wir nicht nur biologischer Organismus und psychisches Wesen sind, sondern auch Essenz und als höhere Instanz existieren. Unser Körper ist ein Teil von uns. Unsere Sinne zeigen uns die Welt, unsere Glieder bewegen uns im Raum. Unser Geist ist ein Teil von uns. Er selektiert und verarbeitet die Informationen unserer Sinne, ordnet sie und gestaltet unser Dasein, entlockt unserer Existenz aber nicht unbedingt einen höheren Sinn. Es gab schon immer das Konzept von Körper, Geist und Seele. Aber selbst in der modernen Medizin und Psychotherapie besteht die Tendenz, den Menschen auf seine Funktion zu reduzieren. Da ist das Bewusstsein eine Funktion neurologischer Prozesse. Einen autonomen Benutzer, zu dem wir Zugang haben, wenn unsere Energie frei fließt, gibt es in dem Konzept allgemein anerkannt noch nicht. Im Logosynthese-Modell ist das Energiesystem des Menschen in ein größeres Ganzes eingebettet, in die Essenz. Begrifflichkeiten wie Seele, Höheres Selbst, élan vital oder wie Kafka es „das Unzerstörbare“ nannte, waren immer in Literatur und Religionen präsent, aber in der begleiteten Veränderung ging es bisher weniger darum herauszufinden, wozu man auf der Welt ist.

Der Mensch kann mit Logosynthese seine Intention in diesem Universum realisieren und so die einseitige Orientierung auf die materielle Welt überwinden, die einengt und zu Leiden führt. Damit ist das Logosynthese-Modell nicht nur mit den Grundsätzen des Buddhismus und des Yoga verwandt. Auch neuere Ergebnisse neurobiologischer Forschung stimmen mit den Lehren der Logosynthese überein z.B., dass Angst die Bildung von neuen neuronalen Netzwerken verhindert. Wenn ich mit Logosynthese herausfinde, wozu ich auf der Welt bin, bekomme ich tiefe Einblicke in meine Beweggründe. Schritte für die eigene weitere Entwicklung folgen von selbst. Logosynthese fragt immer wieder, wozu du auf der Welt bist und was dich daran hindert, es zu leben.

Nun noch einmal zurück zu meiner Entwicklung mit Logosynthese und dem Akzeptieren bzw. Definieren meiner Spiritualität. Neben meiner Mission, Menschen in Lebensumbruchphasen zu begleiten, habe ich während meiner Logosynthese-Ausbildung auch immer wieder deutlich meine Mission fürs Schreiben gesehen. Ganz besonders deutlich war im „Weg des Vertrauens“, dass wir für Umbruchphasen im Leben immer das Vorbild oder Vertrauen anderer Menschen bedürfen.

Ulrike Scheuermann kannte ich schon als Dozentin im Studiengang Kreatives und Biografisches Schreiben an der Alice-Salomon-Hochschule. Durch sie bin ich überhaupt zur Logosynthese gekommen. Ihr neues Buch Self Care – Du bist wertvoll ist Anfang diesen Jahres erschienen. Die Psychologin und Bestseller-Autorin und Logosynthese-Trainerin schreibt in diesem neuen Buch erstmals über ihre Spiritualität, die sie als sehr bodenständig und erfahrungsorientiert definiert und die natürlich nicht auf Glaubenssystemen basiert. Sie wendet sich gegen Texte im Internet, die sich auf Spiritualität berufen und Heilsversprechen geben bzw. Menschen auf der Suche nach Orientierung anziehen wollen und dabei Behauptungen aufstellen ohne Quellen zu nennen. Das Buch schließt mit dem Angebot, sich der eigenen Spiritualität über eine kleine Schreibaufgabe zu nähern. Ihr hat die Logosynthese geholfen, ihre eigene Spiritualität zu finden, über die sie im Abschlusssatz folgendes sagt: „Spirituell zu sein bedeutet für mich, innerlich frei, in Liebe, Vertrauen und Verbundenheit im Fluss des Lebens zu sein und mich als Teil eines großen Ganzen zu erleben.“ Dadurch war der Damm für mich gebrochen, ein Nachdenken über meine Definition von Spiritualität nicht umgehend abzulehnen – wieder mit Hilfe eines Menschen, mit dem ich mich verbunden fühle.

Und bei Yoga Pur in Lübeck tauchte plötzlich eine neue Lehrerin auf, die mich sofort überzeugte. Wie keine andere bisher stellte sie im Shavasana eine tiefe hypnotische Trance her. Dann sang sie auch wunderschöne buddhistische Mantren, die ich nie zuvor gehört hatte. Als ich recherchierte, wer sie war, erstaunte es mich nicht zu lesen, dass sie von Haus aus Rechtsanwältin ist, ihre Kanzlei aber aufgegeben hat, um uneingeschränkt als Yogalehrerin wirken zu können: Sophia Lamp, eine energische, ganz weltliche Frau, die in einer Yogastunde plötzlich mit großer Selbstverständlichkeit von frei fließender Energie und dem Kontakt zur Essenz sprach. In dem Moment war der letzte Widerstand gegen meine Definition von Spiritualität gebrochen. Ich fühle mich anscheinend schon länger von einem spirituellen Umfeld angezogen, ohne es als solches wahrgenommen zu haben. Bei Dietrich Grönemeyer (Weltmedizin, 2018) habe ich gelesen, dass Yoga ursprünglich ein rein spiritueller Weg war, der die Erleuchtung durch Meditation zum Ziel hatte. Ja, das kann ich jetzt nachvollziehen.

Seit meiner Reise 2015 in die buddhistische indische Region Ladakh fühlte ich mich zum Buddhismus hingezogen. Die Reise hat sich „zufällig“ ergeben, weil ich dort eine Freundin treffen und mit ihr im Himalaya eine ausgedehnte Trekkingtour vorbei an unzähligen Zeugnissen buddhistischen Glaubens unternehmen konnte. Sie selbst war im Rahmen ihrer Yogaausbildung dort. Seitdem habe ich immer mal wieder über den Buddhismus und auch buddhistische Psychotherapie gelesen, bin darüber aber keineswegs religiös geworden. Im Gegenteil, ich habe mich schon lange explizit als Atheistin bezeichnet, weil mir kirchliche Institutionen fremd sind. Den Inhalt des Spiegel-Bestseller-Büchleins vom Dalai Lama „Ethik ist wichtiger als Religion“ kann ich vollends teilen. Trotzdem ergibt sich bei näherem Hinsehen aus der regelmäßigen Yogapraxis und der Beschäftigung mit Buddhismus unabwendbar eine spirituelle Haltung, die exzellent Hand in Hand geht mit Logosynthese.

Spiritualität ist auf jeden Fall mit dem Versuch verbunden „aufmerksam“ sein zu wollen. René Hug, ein Schweizer Yogalehrer und -Ausbilder, sagte im Mai während eines Workshops, er verzichte lieber auf den Begriff „Achtsamkeit“, da er inflationär gebraucht wird und dabei wenig aussagkräftig ist. Das kann ich teilen. So versuche ich beim Yoga z.B. einfach aufmerksam zu bleiben beim Atmen und auf die exakten Ausführungen der Assanas.

Noch einmal zusammengefasst bedeutet Spiritualität für mich Verbundenheit mit mir selbst durch das Praktizieren von Aufmerksamkeit beim Yoga z.B. und das Spüren von Verbundenheit mit anderen Menschen und der Natur im Allgemeinen. Positives zu wollen und einen Beitrag zu leisten, die Welt ein bisschen besser zu machen, gehört dazu. D.h. in Logosynthese-Worten: Je mehr meine Energie im Kontakt mit meiner Essenz fließt, desto bereichernder bin ich für meine Umwelt. Jetzt weiß ich mit Hilfe meiner Yogapraxis, dass Spiritualität nichts ist, was ich weiterhin vehement ablehnen, sondern eher noch bewusster praktizieren will.

Der Logosynthese-Practitioner und Yogatherapeut und –lehrer Karsten Blauel gibt auch Workshops in Bad Meinberg, in denen er beides miteinander verbindet. Sicherlich wird mit wachsendem Bekanntheitsgrad von Logosynthese die Zahl derer wachsen, die Yoga und Logosynthese miteinander verbinden, sei es als Lehrer, Therapeut oder als Yoga-Schüler mit Interesse an Heilung und Weiterentwicklung.

Literatur zum Thema:

Willem Lammers, 2014, Selbstcoaching mit Logosynthese: Blockaden auflösen, Krisen bewältigen. München: Kösel

Willem Lammers, 2014, Logosynthese. Mit Worten heilen: Praxisbuch für Beratung, Coaching und Psychotherapie. München: Kösel
Ulrike Scheuermann, 2019, Self Care: Du bist wertvoll. München: Knaur

Autorin: Dr. phil. Susanne Mahlstedt, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Autorin und Dozentin, www.schreibtherapie-und-coaching.de